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Interview mit Pierre Freimüller, Erschienen in TV Star, 26/2007

Was macht eigentlich …
Pierre Freimüller?

Pierre Freimüller moderierte «Schweiz aktuell», «Tagesschau», «Kassensturz» und «Club» und war fünf Jahre Kommunikationschef der Swissair. Heute gehört ihm die PR-Agentur appunto communications.

TV-Star: Herr Freimüller, was kommt Ihnen beim Stichwort Schweizer Fernsehen spontan in den Sinn?

Pierre Freimüller (lachend): Eine Episode zum Thema Alt und Jung. Als ich in der Tagesschau-Redaktion anregte, dem beliebten 73-jährigen Ansager Paul Spahn endlich den verdienten Ruhestand zu gönnen, hiess es, das gehe nicht, weil er wichtig sei, um das Vertrauen des Publikums zu sichern. Ein 73-jähriger Moderator wäre heute undenkbar; heute sind junge Gesichter gesucht – eher «Chefifleisch» als Seniorität.

Mit entsprechend wenig Erfahrung?

Manchmal spürt man auch das. Das Alter ist aber nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass ein Moderator nicht versucht, den Zuschauern etwas vorzuspielen, was er nicht ist.

Verlockt die künstliche Welt des Studios dazu?

Ja. Beim Fernsehen sitzt man im Elfenbeinturm. Man läuft Gefahr, an die Fiktion zu glauben und den Kontakt zur realen Welt zu verlieren.

Was kann man dagegen tun?

Es gibt kein Patentrezept. Aber ich habe mir seinerzeit für meine Arbeit einen Jobmix gewünscht: je ein Drittel Moderation, Sendeleitung und Reportagen vor Ort, um die Welt ausserhalb des Studios nicht zu vergessen.

Dieses Modell hat Schule gemacht.

Zum Glück ist das Fernsehen flexibler geworden. Am meisten geschätzt habe ich die gute Teamarbeit; ich habe dazu beim Fernsehen viel gelernt. Mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, die du nicht auslesen kannst, und mit ihnen auf Reportage gehen, ist sehr lehrreich.

Warum haben Sie den Fernseh-Job quittiert?

Mit 42 und nach 18 Jahren Journalismus wollte ich herausfinden, ob ich noch für etwas anderes zu gebrauchen bin. Ich wollte einmal nicht nur über Probleme berichten, sondern an Lösungen mitarbeiten.

 

Darum gingen Sie zur Swissair?

Ja, die suchten einen Kommunikationschef. Auch dort erlebte ich fünf sehr lehrreiche Jahre.

Beim Stichwort Swissair bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Waren die Freisprüche für die Verantwortlichen des grössten Debakels der Schweizer Wirtschaftsgeschichte gerechtfertigt?

Zuerst die Fakten: Das alte Management der Swissair wurde in einem schleichenden Prozess blind für die Wirklichkeit. Angetrieben von der eigenen Machtgeilheit wollten sie das Unternehmen um jeden Preis vergrössern. Sie haben dazu ein Milliardenvermögen verschleudert und noch Komplimente der Medien erhalten.

Und jetzt müssen Mario Corti und Co. für ihre Fehler nicht geradestehen…

Nun zu den Urteilen: Der Volkszorn ruft nach Bestrafung. Aber wir leben in einem Rechtsstaat: Der Staatsanwalt hat eine Untersuchung durchgeführt, nichts strafrechtlich Verbotenes gefunden, und musste darum die Angeklagten freisprechen. Denn Misswirtschaft ist nicht strafbar. Die öffentliche Empörung ist auch etwas verlogen. Corti hat sein Bestes gegeben. Heute will ja auch kein Politiker oder Journalist mehr dazu stehen, dass er 1993 die Fusion Swissair, KLM, SAS und Austrian torpediert hatte. Meiner Meinung nach ging die Swissair übrigens an verlogener Kommunikation zugrunde.

Wie meinen Sie das?

Das Problem ist doch nicht, dass Fehler gemacht wurden – die macht jedes Unternehmen –, sondern dass diese sich häuften und niemand es merkte oder einschritt. Dies geschah, weil sich die Verantwortlichen gegenseitig in die Tasche gelogen und die Probleme unter den Teppich gekehrt hatten. Das war auch einer der Gründe, warum ich die Swissair verliess…

…und eine Kommunikationsfirma gründeten?

Genau. Ich hatte es satt, nach der Pfeife anderer zu tanzen.

     

appunto communications, Hadlaubstrasse 80, CH-8006 Zürich, Schweiz, Tel. +41 44 363 03 03